Novellierung der Ausbildungsverordnung im E-Handwerk

Ganz gleich, ob es um die Energiewende, das Thema Elektromobilität oder die intelligente Vernetzung von Gebäuden geht, um diese nicht nur energieeffizienter, sondern – mit Blick auf die demografische Entwicklung – auch altersgerechter zu machen: Die Herausforderungen sind nur mit qualifizierten Dienstleistern aus dem E-Handwerk zu bewältigen.

Digitalisierung und Energiewende als Treiber
Die dynamische Entwicklung dieser Bereiche sowie die zunehmende Digitalisierung veranlassten den Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) frühzeitig, die bisher bestehenden Ausbildungsberufe unter die Lupe zu nehmen und zu prüfen, inwieweit sich Inhalte aus den neuen Wachstumsbereichen in die Ausbildung integrieren lassen. Schließlich gilt es, die Weichen dafür zu stellen, dass das E-Handwerk nachhaltig für künftige Entwicklungen gerüstet ist und über entsprechend qualifizierte Nachwuchskräfte verfügt.

Entwicklung der Auszubildendenzahlen
Bei der Analyse der bestehenden Struktur stellte sich heraus: Die zusätzlichen Inhalte sind zu umfangreich, um sie in die bislang existierenden Ausbildungsberufe zu integrieren. Auch sind seit der letzten Novellierung der Ausbildungsverordnung im Jahr 2007 Technologien in einigen Bereichen stärker zusammengewachsen. Ein weiteres Argument für eine Neuordnung waren die vom ZVEH zur Beurteilung herangezogenen Auszubildendenzahlen. So zeigte sich trotz der erfreulicherweise kontinuierlich steigenden Auszubildendenzahl in den E-Handwerken (2018: + 4,2 %), dass die Nachfrage nicht für alle Ausbildungsgänge gleich groß ist. Während beispielsweise die Zahl der Auszubildenden bei den Elektronikern der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik stark zulegte, ging sie im Bereich Informationselektronik sowie Systemelektronik zurück. Und noch ein anderer Trend ist zu beobachten: Immer mehr Auszubildende verfügen über eine Hoch- oder Fachhochschulreife.

Die neuen Ausbildungsberufe
Mit der Neuordnung der Ausbildungsberufe reagiert der Verband auf die Entwicklungen in der Technik und am Markt. Der Elektroniker differenziert sich künftig nur noch in zwei Fachrichtungen: Energie- und Gebäudetechnik sowie Automatisierungs- und Systemtechnik. Dabei bleibt der Elektroniker/in Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik erhalten, ebenso der Elektroniker/in für Maschinen und Antriebstechnik. Bewährte Strukturen werden beibehalten, Themen aus den Bereichen Digitalisierung und Energiewende fließen jedoch in die Lerninhalte ein.

Mit dem Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration schafft der ZVEH einen Ausbildungsberuf, der den hohen Anforderungen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, Rechnung trägt. Der zukünftige Ausbildungsberuf ist damit der erste im gesamten Handwerk, der vor dem Hintergrund der Digitalisierung geschaffen wurde!

Der Ausbildungsgang Systemelektroniker/in verschmilzt mit dem Elektroniker/in Fachrichtung Automatisierungstechnik zum Elektroniker/in Fachrichtung Automatisierungs- und Systemtechnik. Der zukünftige Ausbildungsberuf Informationselektroniker/in bündelt die Inhalte aus den bisherigen Ausbildungsberufen Informationselektroniker/in Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik sowie Schwerpunkt Bürosystemtechnik und dem Elektroniker/in Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik.

Neue Struktur:

  • Elektroniker/in
    - FR Energie- und Gebäudetechnik
    - FR Automatisierungs- und Systemtechnik
  • Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration – neu !
  • Informationselektroniker/in
  • Elektroniker/in für Maschinen und Antriebstechnik

Neuer Ausbildungsberuf Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration
Grund für die neue Ausbildung, mit der der Verband Angebote rund um smarte Gebäudeausstattungen fester in der handwerklichen Dienstleistung verankern möchte, ist der wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften durch die zunehmende Bedeutung von Smart Building, Smart Home, Energiemanagement und Elektromobilität. Der Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration stellt ein wichtiges Bindeglied zu Planern im Bereich smarte Gebäudetechnologien dar und soll auf Baustellen als qualifizierter gewerkeübergreifender Ansprechpartner fungieren. Zielgruppe für den neuen Ausbildungsgang sind daher unter anderem junge Menschen mit (Fach-)Abitur oder Studienerfahrung.

Einbeziehung anderer Institutionen
Das Thema Ausbildung geht viele an – von verschiedenen Bundesministerien über die Gewerkschaften bis hin zur Kultusministerkonferenz. Dem ZVEH war es sehr wichtig, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt möglichst viele Beteiligte ins Boot zu holen. Das Neuordnungsverfahren wurde daher intensiv mit den elektrohandwerklichen Landesorganisationen und dem Sozialpartner IG Metall sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), dem Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung (KWB) und anderen Institutionen diskutiert und deren Anregungen aufgenommen. Mit der breiten Unterstützung dieser Institutionen kann nun der Antrag auf Neuordnung beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eingereicht werden.

Wenn das umfangreiche Verfahren zügig verläuft, könnte die neue Verordnung zu Beginn des Jahres 2021 in Kraft treten, sodass ab dem Ausbildungsjahr 2021 nach der neuen Struktur ausgebildet werden könnte.

„Das E-Handwerk sitzt an den Schaltstellen der Zukunft. Die Digitalisierung der Gesellschaft, aber auch Energiewende, Elektromobilität und die Verknüpfung von Systemen im Gebäudebereich bieten ungeheure Chancen für unsere Betriebe. Diese gilt es zu ergreifen! Mit der Neuordnung der Ausbildung stellen wir als Verband nachhaltig die Weichen für die Zukunft“, so Lothar Hellmann, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke.

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